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Dienstag, 30.05.2017 um 9:45

Schienenbus pfiff um 21.12 Uhr zur Erinnerung

Normalerweise ertönt das Pfeifen, wenn der Schienenbus offen für Besucher ist. Diesmal jedoch zur Erinnerung an das Zugunglück in Radevormwald 1971. Zu dieser Zeit ereignete sich eines der schwersten Eisenbahnunglücke der Nachkriegszeit und hatte 46 Menschenleben gefordert.

Donnerstag den 27.05.1971 stießen gegen 21.12 Uhr auf der eingleisigen Strecke Radevormwald in einer unübersichtlichen Kurve, eineinhalb Kilometer von Dahlerau entfernt, ein Güterzug und ein Schienenbus frontal zusammen.

Unter den 71 Fahrgästen des Schienenbusses waren 62 Schüler aus der Abschlußklasse der Geschwister-Scholl-Hauptschule in Radevormwald, die von einer Klassenfahrt nach Bremen zurückkehrten. 40 Kinder und fünf Erwachsene starben in dem Schienenbus, der durch die Wucht des Aufpralls auf ein Drittel seiner Länge zusammengedrückt wurde. Ein fünfzehnjähriger Schüler erlag am Montag seinen Verletzungen. 24 Verletzte liegen noch im Krankenhaus Ursache des Unglücks ist eindeutig menschliches Versagen. Ermittelt wird noch, ob den 42jährigen Fahrdienstleiter von Dahlerau, oder den 31jährigen Lokomotivführer des Güterzugs, die Schuld trifft. Die Rekonstruktion des Unglücks am Freitag erbrachte keine eindeutige Klärung.

Dahlerau besitzt, wie die meisten Kleinbahnhöfe an eingleisigen Bundesbahnstrecken, nur ein Einfahrts-, aber kein Abfahrtssignal, Gemäß den Vorschriften zeigte das Einfahrtsignal für den Güterzug am Donnerstagabend Rot und wechselte nach einem Pfeifsignal der Lokomotive auf Grün. In einem solchen Fall muß der einfahrende Zug im Bahnhof halten, bis der Fahrdienstleiter die Fahrt freigibt. Lokführer behauptet, Sengbart habe ihm mit seiner Signalkette grünes Licht, also freie Fahrt, gegeben. Seine Aussage wird von dem Zugführer, der sich auf dem Fahrstand der Diesellok aufhielt, bestätigt. Sengbart beharrt dagen darauf, daß er mit rotem Licht den Güterzug zum Halten aufgefordert und alles versucht habe, den beschleunigenden Zug aufzuhalten, der die schon für den Schienenbus gestellte Weiche am Bahnhofsausgang überfuhr und dann mit etwa 50 Stundenkilometer auf den ungefähr gleich schnellen Bus stieß. Der Fahrdienstleiter gab sofort Alarm. Polizei, Bundesbahnhelfer und Technischer Notdienst waren in kurzer Zeit an der Unfallstelle.

Das Unglück hat einige schwerwiegende Mängel sowohl in der technischen Ausrüstung wie in den Vorschriften der Bundesbahn aufgezeigt. Pique und Sengbart können sich auf unterschiedliche Anweisungen darüber berufen, mit welchen Handzeichen ein Zug zum Anhalten aufgefordert wird. Weiter läßt sich nicht ausschließen, daß der Signalstab Sengbarts, die „Kelle“, einen Defekt hatte, so daß kein rotes Licht aufleuchtete. Kein Licht bedeutet aber freie Fahrt für den Lokführer.

Bericht aus der „ Zeit von 24.05.1971“

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Autor: Klaus Fink / Fotos: